Vor einigen Jahren kam ein junger Student zu uns in die Beratung. Ich merkte gleich, dass er aufgelöst war und sichtlich nicht geschlafen hatte. Er setzte sich und fing nach einem großen Seufzer an zu erzählen: „Ich war gestern nicht in der Vorlesung und habe keine Entschuldigung!“
Ich war verwirrt und fragte sofort, wo daran das Problem läge. Er erzählte weiter: „Na weil ich mein Handy nicht ausgeschaltet habe! Ich habe es total vergessen! Jetzt ist bestimmt alles vorbei.“
Ich überlegte mir alle Szenarien in denen das ein Problem mit dem BAföG verursachen könnte, aber mir fiel absolut nichts ein.
Also fragte ich nochmal: „Worin liegt denn jetzt genau das Problem?“ Er schien etwas genervt zu sein, dass ich nicht sofort die Hände über dem Kopf zusammenschlug und die Umstände seiner Misere verstand, und sagte sichtlich verzweifelt: „Na wegen der Standortfreigabe! Jetzt sieht das Bafögamt, dass ich nicht richtig gelernt habe und streicht mir sicher das BAföG.“
Ich sah meinen Kollegen ratlos an und er blickte genauso zurück. Ich erklärte: „Das Bafögamt kann nicht auf deinen Standort zugreifen. Diese Technik haben sie gar nicht und dürften es auch nicht wegen des Datenschutzes. Zudem hat niemand in den Hörsälen Empfang, weil diese Betonblöcke im Untergeschoss sind.“
Sein Blick erhellte sich und er fragte hoffnungsvoll: „Bist du dir da auch wirklich sicher? Meine Kommilitonen meinten nämlich, das sei normal und üblich und jeder wisse, dass das Amt sieht, wo man sich aufhält!“
Ich musste etwas schmunzeln.
„Ich glaube… da haben sich deine Kollegen einen kleinen Scherz erlaubt!“
„Gott sei Dank!“ rief er erleichtert. „Ich habe die habe Nacht nicht geschlafen, weil ich solche Panik hatte! Vielen Dank!“
Er verließ ohne weitere Worte die Beratung. Während ich ihm noch etwas fassungslos hinterherschaute, brach mein Kollege in schallendes Gelächter aus.
Das war wohl die studentische Version der Wasserstrahl-Biegezange.